Bortezomib-induzierte Polyneuropathie – Risikofaktoren, Resilienz und Rückbildung
Team
Das interdisziplinäre Forschungsteam der AG Sommer besteht aus ÄrztInnen, BiologInnen, PharmazeutInnen, PsychotherapeutInnen, PhysiotherapeutInnen sowie MedizinstudentInnen. Unser Fokus liegt auf einem Bench-to-Bedside Prinzip: wir verfolgen in diesem die Forschungsfrage von einem grundlagenwissenschaftlichen sowie einem klinischen Ansatz, sodass der Nutzen für die PatientInnen und deren Angehörige bestmöglich initiiert werden kann.
Federführend in diesem Projekt sind die Neurologin Prof. Dr. Claudia Sommer und der Hämatologe Prof. Dr. Martin Kortüm. Prof. Sommer ist eine äußerst erfahrene und hoch angesehene Ärztin und Forscherin auf dem Gebiet der Polyneuropathien und Schmerzen. Vor kurzem wurde sie von der Peripheral Nerve Society mit dem Alan J. Gebhart Award for Excellence in Peripheral Nerve Research ausgezeichnet. In Zusammenarbeit mit Prof. Kortüm, einem der führenden Spezialisten im Bereich des Multiplen Myeloms und Leiter des Lehrstuhls für Translationale Myelomforschung, bilden diese ein starkes Team im Kampf gegen die Bortezomib-induzierte Polyneuropathie bei PatientInnen mit Multiplen Myelom. Nadine Cebulla, Apothekerin und Doktorandin bei Prof. Sommer, verantwortet die Experimente im Labor und unterstützt mit ihrer pharmazeutischen Kompetenz die Projektplanung.
Motivation und Innovation
Bortezomib (BTZ) ist eine der wirksamsten Einzelsubstanzen in der Behandlung des multiplen Myeloms (MM). Eine Bortezomib-induzierte Polyneuropathie (BIPN) ist eine dosislimitierende Komplikation bei mindestens 30% der behandelten PatientInnen und eine wichtige Ursache für eine Unterdosierung. Während die Neuropathie bei einigen PatientInnen mild ist und sich nach Beendigung der BTZ Therapie rasch zurückbildet, kann diese bei anderen PatientInnen bereits nach wenigen Dosen des Arzneimittels auftreten und auch längerfristig anhalten, auch wenn das MM gut therapiert ist. Typische Beschwerden, die bei dieser Art der Polyneuropathie auftreten können, sind Gefühlsstörungen und Schmerzen, die vorzugsweise an den Zehen und Füßen beginnen und sich im Verlauf auch weiter ausbreiten können. Die Folge hiervon kann eine deutliche sowohl physische als auch psychische Beeinträchtigung im Alltag sein, welche sowohl die PatientInnen, als auch die Angehörigen betrifft.
In unserer aktuell laufenden Studie mit BIPN PatientInnen konnten wir bereits zeigen, dass ein Großteil der PatientInnen die ersten Anzeichen von milden, aber erfassbaren neurologischen Beeinträchtigungen nicht selbst verspüren und daher auch nicht kommunizieren kann. Diese Symptome konnten nur durch unser detailliertes neurologisches Untersuchungsprogamm erfasst werden. Darüber hinaus war es uns möglich die Neurofilament Leichtkette (NfL) als einen potentiellen Marker für den Nervenschaden in der Akutphase der BIPN zu identifizieren. Wir möchten unsere Erkenntnisse nutzen, um ein Programm zu entwickeln, welches es erlaubt eine BIPN früher zu erkennen, sodass die Ausprägung einer BIPN reduziert und somit der Leidensdruck der PatientInnen und gleichermaßen die Belastung der Angehörigen limitiert werden kann.
Welche Ziele verfolgt das Projekt?
Wir planen einen patientenzentrierten, kombinierten morphologisch/biochemischen Ansatz, um Faktoren der BIPN zu untersuchen. Zusätzlich möchten wir ein „BIPN-Risk Tool“ (BIPN-RT), welches sich aus den Erkenntnissen der aktuellen Studie zusammensetzt, evaluieren. Das „BIPN-Risk Tool“ soll eben diese „stummen“ Symptome frühzeitig erfassen und klassifizieren. Wir möchten untersuchen, ob ein gewisser Score im Risk Tool das Vorhandensein einer BIPN nach 18 Monaten voraussagt und ob somit eine engmaschigere Untersuchung in den ersten 6 Monaten der Therapie präventiv genutzt werden könnte. Zudem möchten wir prüfen, ob die Neurofilament Leichtkette als Biomarker etabliert werden kann.
Warum soll das Forschungsprojekt unterstützt werden?
Die BIPN ist immer noch eine häufige und sehr belastende Nebenwirkung einer überlebenswichtigen Krebstherapie. Unsere groß angelegte, interdisziplinäre Studie ist einzigartig und schließt eine wichtige Lücke zwischen Hämatologie und Neurologie. Wir werden die Erkenntnisse aus dieser Studie nutzen, um eine BIPN frühzeitig erfassen zu können und somit den PatientInnen ihre Lebensqualität zurückzugeben.
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