EMpower- Ganzkörper Elektro-Muskel-Stimulation (WB-EMS) bei Stammzelltransplantation
Abbildung 1: Von links: Leitung PD Dr. med. Claudia Löffler, Anne Kollikowski (Sportwissenschaftlerin), und Annika Gerspitzer (Sportwissenschaftlerin)
Team
Das Team von Komplementäre Onkologie Integrativ unter der Leitung von PD Dr. med. Claudia Löffler besteht derzeit aus 2 Sportwissenschaftlerinnen, einer Ernährungswissenschaftlerin und 2 Pflegekräften. Gemeinsam machen sie sich in der Patientenversorgung und der Forschung stark für den Aufbau von Ressourcen zur Bewältigung einer Krebserkrankung. Dazu gehören ein gesundheitsförderlicher Lebensstil (Ernährung, Sport, Stressmanagement), aber auch der Aufbau von Gesundheitskompetenz im Hinblick auf das integrativmedizinische Management von Akut- und Spätfolgen der Krebstherapie (Empowerment).
Abbildung 2: Exercise is Medicine – mit Sport die Krebstherapie unterstützen
Motivation und Innovation
Bewegung und Sport sind eine essentielle, aber oftmals nur unzureichend genutzte Säule der modernen Krebstherapie auf Spitzenniveau. Studien, systematische Reviews und Metaanalysen konnten aufzeigen, dass durch onkologische Trainingsinterventionen z.B. Behandlungs-assoziierte Symptome (wie z.B. die Chemotherapie induzierte Polyneuropathie, Kachexie, Fatigue, Osteoporose oder Lymphödeme), die allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität von Patienten während und nach einer Krebserkrankung signifikant verbessert werden können. Auch Depressivität und Angst, die viele Krebspatienten erleben, werden durch Bewegung und Sport positiv beeinflusst. Erste Studien stützen auch die Vermutung, dass aktive Patienten durch regelmäßige Bewegung ihr Rezidivrisiko reduzieren könnten. Die Fachgesellschaften empfehlen daher mit dem stärksten Empfehlungsgrad („soll“) Sport frühestmöglich im Behandlungsverlauf zu implementieren und geeignete und sichere Angebote für Patienten zu etablieren.
Patienten mit Hochrisikosituation im Rahmen einer hämatoonkologischen Erkrankung (z.B. Multiples Myelom, Leukämien oder Lymphome) haben durch die Kombination eines vorbereitenden Chemotherapie Konzeptes und einer darauffolgenden Transplantation von fremden Spenderzellen (einer so genannten allogene Stammzelltransplantation, allo-SCT) eine intensive, aber vielversprechende Chance auf Heilung. Aufgrund der oftmals ausgeprägten Intensität der Therapie und der vorangegangenen Vortherapien, stellt uns die Behandlung von Patienten im Rahmen von allo-SCT Konzepten vor besondere Herausforderungen. Die Behandlung geht mit zahlreichen potentiellen Komplikationen einher, so dass dem Erhalt der Muskelmasse, der körperlichen Fitness und Lebensqualität besondere Bedeutung zukommt. Während der Hochdosis-Chemotherapie sind die Patienten isoliert auf einer besonderen Station, die mit einem speziellen Hygienekonzept (z.B. HEPA-gefilterte Zimmer) arbeitet, um die Infekt-gefährdeten und immungeschwächten Patienten sicher behandeln zu können. Patienten haben im Rahmen dieser notwendigen Isolationsmaßnahmen wochenlang keine Möglichkeit ihr Zimmer zu verlassen. Dies führt zwangsläufig zu einer Verminderung körperlicher Aktivität bis hin zu Immobilität, was einen Risikofaktor für Komplikationen wie Lungenentzündungen und die oben aufgeführten metabolischen Veränderungen darstellt (u.a. Verlust an Muskelmasse, -kraft und kardiorespiratorischer Leistungsfähigkeit). Des Weiteren ist die psychische Belastung aufgrund der wochenlangen Isolation enorm, was teilweise zu Depressionen und Fatiguesymtomen noch Monate nach der Transplantation beitragen kann.
"Exercise is Medicine – und damit eine Chance sowohl Lebensqualität, als auch Behandlungserfolge unserer Patienten maßgeblich zu verbessern, die wir nicht ungenutzt lassen sollten"– ist Privatdozentin Dr. Löffler überzeugt.
Die Medizinische Klinik und Poliklinik II gehört zu den führenden Transplantationszentren in Deutschland. Pro Jahr werden hier durchschnittlich 85 Patienten allogen transplantiert. Mit dem EMpower Projekt möchten wir einen wichtigen Beitrag zur multimodalen Versorgung auf Spitzenniveau leisten.
Abbildung 3: Unsere Studentische Hilfskraft beim EMS Training
Welche Ziele verfolgt das Projekt?
Um einen strukturierten Muskelaufbau zu gewährleisten, sind gewisse Trainingsumfänge (2 Mal pro Woche) und Intensitäten (mindestens 60-80% 1RM) elementar. Aufgrund von körperlicher Schwäche und therapeutischen Nebenwirkungen ist dies nicht immer möglich und erschwert es den Teufelskreis aus Schwäche, Immobilität und hierdurch weiterem Voranschreiten des Muskelabbaus und der Schwäche zu durchbrechen. Patienten sind oft tagelang nach der Therapiegabe erschöpft, bettlägerig oder erhalten die Applikation stationär, sodass ein großes Ausmaß an Bewegung meist nicht realistisch umsetzbar ist. Es werden daher Trainingsinterventionen benötigt, die trotz Schwäche mit verringertem Kraftaufwand zu einem Muskelaufbauenden Effekt führen können. Eine mögliche Option stellt die Methode der Ganzkörper Elektro-Muskel-Stimulation (whole-body electroymostimulation/WB-EMS) dar. Im Rahmen des EMS-Trainings werden leichte Übungen und Haltepositionen mit gleichzeitiger Aktivierung der großen Muskelgruppen durch Elektroden, die in einer Weste und einem Gürtel integriert sind, durchgeführt. Hierdurch kann eine Ganzkörperstimulation erreicht werden, was die Aktivierung von Agonist und Antagonist zur selben Zeit ermöglicht. Studien mit gesunden Athleten wiesen signifikante Erhöhungen der Muskelkraft ohne lange und zeitaufwändige Trainingseinheiten nach. In einem Pilotprojekt möchte das Team um Dr. Löffler erste wichtige Erkenntnisse zur Machbarkeit, aber auch zu möglichen Effekten gewinnen.
Warum soll das Forschungsprojekt unterstützt werden?
Mit dem EMpower Projekt wollen wir einen wichtigen Beitrag für eine erfolgreiche Therapie schwerstkranker Patienten leisten. Das EMS-Training gibt uns neue Werkzeuge an die Hand, die unsere Patienten darin unterstützen können in einer langwierigen Phase intensiver Therapie die Lebensqualität zu verbessern, Kraft und Muskelmasse zu erhalten und aufzubauen.
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