Neuroendokrine Neoplasien
Prospektive Erstellung einer Biodatenbank zur Identifikation neuer Biomarker

Verantwortliche Personen:
AG Weich - Zentrum für neuroendokrine Tumoren (ENETS CoE) am Lehrstuhl für Gastroenterologie, Medizinischen Klinik und Poliklinik II, Universitätsklinikum Würzburg

Dieses Projekt wurde 2023 von der Stiftung "Forschung hilft" mit 7.500 Euro gefördert.

Dr. med. Alexander Weich

Team

 

Dr. med. Alexander Weich betreut als Sprecher des NET-Zentrums am UKW die Patienten mit neuroendokrinen Tumoren. Als ärztlicher Leiter des gastroenterologischen Forschungslabors widmet sich sein multidisziplinäres Team aus Internisten, Nuklearmedizinern und Biologen seit Jahren translationalen Projekten zur Erforschung neuer, Zelloberfächenrezeptor-gerichteter Therapieansätze in neuroendokrinen Tumoren. 

Motivation und Innovation

 

Neuroendokrine Tumoren sind eine seltene Tumorerkrankung mit in den letzten Jahren stetig steigender Inzidenz. Auf Grund ihres langsamen Fortschreitens und ihres besonderen klinischen Erscheinungsbildes bleiben sie oft lange unerkannt und die Diagnose erfolgt erst im metastasierten Stadium. Dann ist eine Heilung durch chirurgische Resektion nicht mehr möglich und eine Systemtherapie erforderlich. Zur Entwicklung und Planung von neuen, zielgerichteten diagnostischen und therapeutischen Strategien werden dringend geeignete Biomarker benötigt. Wegen der Seltenheit der Erkrankung fehlen jedoch große, prospektive Studien und Biodatenbanken, die helfen klinische Verläufe mit Daten aus dem biologischen Probematerial zu korrelieren. Als eines von insgesamt nur 12 nach der europäischen Fachgesellschaft ENETS zertifizierten Exzellenzzentren in Deutschland verfügt das Universitätsklinikum Würzburg nicht nur über eine entsprechend große Patientenzahl, sondern mit dem ibdw auch eine der modernsten Biobanken Deutschlands. Das NET Zentrum ist Teil des Lehrstuhles für Gastroenterologie mit angeschlossenem Forschungslabor und eingebettet in die Medizinische Klinik und Poliklinik II und das CCC VERA, so dass lokal und überregional auf eine traditionell exzellente onkologische Infrastruktur, Expertise und Vernetzung zurückgegriffen werden kann. 

Diese einmalige Konstellation macht das NET-Zentrum Würzburg zu einem der wenigen Standorte, an dem die Erstellung einer solchen, prospektiven Biodatenbank aus einer signifikanten Kohorte von Patienten mit neuroendokrinen Tumoren möglich ist. Wir verstehen die Chance solche translationale Forschungsansätze im Bereich der neuroendokrinen Tumoren vorantreiben zu können daher auch als Verantwortung gegenüber unseren Patienten.

Graphische-Projektskizze-Jpeg

Welche Ziele verfolgt das Projekt?

 

Ziel des Projektes ist es daher im Rahmen einer prospektiven Beobachtungsstudie Patienten mit der Erstdiagnose eines neuroendokrinen Tumors bereits zu Beginn der Krankengeschichte und vor Einleitung einer Therapie zu erfassen. Hierzu sollen i.R. von Erstvorstellungen im zertifizierten ENETS Zentrum Würzburg biometrische Daten, die weiteren klinische Verläufe sowie das Ansprechen auf die leitliniengerechten Therapien erfasst und evaluiert werden. Gleichzeitig soll bei Erstdiagnose und im Verlauf Biomaterial (Tumorgewebe, Blut, Urin) im Rahmen klinisch indizierter Biopsien oder Laboruntersuchungen asserviert und in der ibdw hinterlegt werden. So soll eine Biobank von Patienten mit neuroendokrinen Tumoren entstehen, die prospektiv gepflegt wird und es ermöglicht molekularbiologische Auswertungen des Biomateriales unmittelbar mit klinischen Verläufen zu korrelieren. So könnten neue Biomarker identifiziert werden, die die klinische Entscheidungsfindung bei der Diagnosestellung, der Verlaufsbeurteilung oder der Therapiesteuerung erleichtern. 

In dieser seltenen Tumorentität wäre die Erstellung einer solchen Datenbank nur von wenigen Zentren umsetzbar und von unschätzbarem Wert für vielfältige translationale Projekte. Im Verlauf des Projektes nach Erstellung einer repräsentativen Kohorte sollen für die translationale Aufarbeitung des Materials Anträge für großvolumige Drittmittelförderungen auf den Weg gebracht werden und nationale und internationale Kooperationen mit anderen ENETS Zentren und entsprechenden Biodatenbanken initiiert werden.

Ansatz des Forschungsprojektes

 

In vielen Tumorentitäten konnten translationale Forschungsansätze in den letzten Jahren neue Biomarker zur Therapiesteuerung und neue Targets für zielgerichtete Therapien identifizieren. Für die Umsetzung solcher Projekte sind aber zunächst repräsentative Biobanken vonnöten, die mit prospektiven, klinischen Verlaufsparametern korreliert werden können. Wegen der Seltenheit von neuroendokrinen Tumoren und Ihren Besonderheiten in Diagnostik und Therapie können nur spezialisierte Zentren auf die klinische Expertise, die technische Ausstattung und die Infrastruktur zugreifen nicht nur relevante Patientenzahlen kompetent zu behandeln, sondern auch eine solche Biodatenbank anzulegen. Daher besteht in der internationalen Forschungsgemeinschaft zu neuroendokrinen Tumoren hier noch immer eine Unterversorgung, die wegweisende translationale Projekte in diesem Gebiet einschränkt. 

Der Standort des ENETS Zentrums am UKW ist prädestiniert für die Initiierung eines solchen Projektes und die vorhandenen Ressourcen sollen genutzt werden, um eine Biodatenbank zu schaffen, die als Grundstein für Kooperationen mit anderen Zentren und die Erstellung einer überregionalen Biodatenbank dienen kann.

Welche Krebserkrankung soll behandelt werden?

 

Neuroendokrine Neoplasien sind eine heterogene Gruppe von Neoplasien, die wohl durch Schädigung von Stammzellen und Vorstufen neuroendokriner Zellen entstehen. Sie können in allen Organsystemen des menschlichen Körpers entstehen, sind aber am weitesten verbreitet im Gastrointestinaltrakt (48%-51%), in der Lunge (25%) und in der Bauchspeicheldrüse (9%). Neuroendokrine Neoplasien gelten zwar als sehr selten, aber mehrere große retrospektive Studien beschrieben in den letzten Jahren eine stetige Steigerung der jährlichen Inzidenz von ca. 1 auf 5-7 pro 100 000 Einwohner in den USA. Heute wird davon ausgegangen, dass gastroenteropankreatische neuroendokrine Tumoren mittlerweile 2% aller Neoplasien ausmachen und nach dem Kolorektalkarzinom die zweithäufigste Tumorentetität im Gastrointestinaltrakt darstellen. Neuroendokrine Neoplasien umfassen eine Gruppe von Tumorerkrankungen, die sich in Differenzierung und Wachstumsrate stark unterscheiden und daher mit unterschiedlichen Prognosen und Therapiemöglichkeiten einhergehen.

Warum soll das Forschungsprojekt unterstützt werden?

 

Mit der Hilfe von Biodatenbanken wurden in den letzten Jahren in vielen Tumorentitäten neue Biomarker und Targets für zielgerichtete Tumortherapien beschrieben. Im Bereich der neuroendokrinen Tumoren besteht hier eine Unterversorgung. Neuroendokrine Neoplasien gelten nach wie vor als selten, sind eine vielfältige Gruppe von Tumorerkrankungen mit unterschiedlicher Tumorbiologie und Prognose und Ihre Diagnose bedarf spezieller technischer Ausstattung (z.B. bildgebender Spezialverfahren wie PET/CTs etc.). Daher können nur wenige spezialisierte Zentren so wie Würzburg relevante Patientenzahlen kontinuierlich im Zentrum behandeln und haben gleichzeitig die Infrastruktur eine signifikante Biodatenbank aufzubauen.

Die Inzidenz der Erkrankung steigt an, so dass zunehmend mehr Patienten betroffen sind, was sich auch in einer stetig steigenden Zahl von Patienten mit neuroendokriner Neoplasie, die am NET Zentrum des UKW behandelt werden, niederschlägt. 

Würzburg wäre somit ein exzellenter Standort, den Grundstein für eine prospektive Biodatenbank zu neuroendokrinen Tumoren zu legen und der Unterversorgung in der translationalen Beforschung in diesem Bereich zu begegnen. Die möglicherweise so gewonnen Erkenntnisse würden einem über die letzten Jahre immer zahlreicher werdendem globalen Patientenkollektiv und einem ebenso wachsenden Anteil der Würzburger Krebspatienten zu Gute kommen. Das UKW bietet ideale Strukturen für das geplante Projekt.

Unsere Webseite verwendet Cookies und Google Analytics um dir das bestmögliche Nutzererlebnis zu garantieren. Mehr Infos erhältst du in unserer Datenschutzerklärung.